“Was ist der wahrscheinlichste Verlauf der Zeit?”

Es war ein turbulentes Jahr. Nationalistische und völkische Menschen bestimmen mehr und mehr das Geschehen in Europa und der Welt. 73 Jahre nach dem Kriegsende wurde das geschehen ausreichend verdrängt, um es wieder auf die Weltbühne zu tragen. In Italien und Österreich haben sie es sogar an die Macht geschafft. Die Geschichte scheint sich fast schon zynisch wiederholen zu wollen. Klimaziele oder Klimawandel werden verleugnet. Hitzewellen erreichen Rekorde. Viele der Weltweit anerkannten Wissenschaftler sahen es als das letzte Jahr in dem wir hätten einen ausreichenden Wandel herbeiführen können, um eine Klimakatastrophe zu verhindern. Eine Klimakatastrophe. Denn wir sind schon mitten im Klimawandel.
Und so, während ich am Nachmittag durch den Wald spaziere, spreche ich zu meinen Engeln laut die folgende Frage aus: “Was ist der wahrscheinlichste Verlauf der Zeit? Wenn die Dinge weiter so laufen wie jetzt?” – ich halte kurz inne und erinnere mich an unser Rollenspiel mit einer Reise 5000 Jahre in die Zukunft, nachdem die menschliche Zivilisation sich bereits erholt hat – “Ich meine 100 bis 200 Jahre. Die Entwicklung derer Anfang ich noch miterleben werde und vor allem alle jüngeren Menschen durchstehen müssen.”
Ich glaube nicht an eine festgeschriebene Zukunft. Ich gehe davon aus, dass etwas Wahr ist an all den Bildern von anderen Welten die ähnliche Entwicklung durchlaufen wie unsere. Und wenn meine Engel die Entwicklung anderer Welten aufzeichnen konnten, dann können sie auch einschätzen, wie es mit unserer weitergeht.
Nachts spiele ich mit meinen Engel-Freunden ein Live-Action-Rollenspiel. Wir spielen zunächst mein Lieblings-Computerspiel nach. Eine Abenteurergruppe in einem Wald mit vielen Felsen umgeben. Wir kämpfen mit Schwert und Magie gegen Monster und Räuber. Irgendwann verlassen wir den Wald in eine weit offene Graslandschaft. Lediglich leichte Hügel hier und da sind noch zu sehen. Es ist Sommer und ein blauer Himmel erstreckt sich bis zum Horizont. Eine neue Hintergrundgeschichte manifestiert in meinem Bewusstsein: Wir sind in einer Welt die in wenigen Tagen untergehen wird. Das Klima ist außer Hand geraten, ein Dauer-Sommer herrscht auf dem Planeten. Die Nahrungsmittel wurden knapp und die Raubtiere haben sich schon große Teile der Welt zurückerobert. Durch die Nahrungsmittelknappheit wurden auch sie Erbarmungslos. Die verbleibenden Menschen sind nur noch in den wenigen Großstädten und geschütztem Umfeld sicher. Meine Freunde und ich finden auf dem Land die Ruine einer abseits der Städte gelegener Universität. Ein wilder Bär verfolgt uns seit dem Wald. Wir verschanzen uns darin. Durch die durchsichtigen Wände und Türen des Fronteingangs sehen wir den Bären der draußen verharrt und wartet. Wir erkunden die Anlage. Ein großer Innenhof von den Mauern geschützt, bittet uns für den Moment einen sehr attraktiven Schutz. Doch nur für kurze Zeit. Denn in wenigen Tagen wird uns die Hitzewelle erreichen. Sie breitet sich derzeit um den ganzen Planeten aus und macht das Leben für Säugetiere endgültig unmöglich. Ab da ist kein überleben auf der Oberfläche mehr möglich. Wir fassen den Entschluss, uns ein Unterschlupf unter der Erde zu graben. Unter uns soll sich eine alte Anlage befinden, die wir nun erreichen müssen. Wir beginnen zu graben, Tag und Nacht, so wie es unsere individuellen Kräfte zu lassen. Ich entferne mich von der restlichen Gruppe ab und zu um mich zu erholen während Andere die Anstrengung besser verarbeiten. Am letzten Tag malt mein Freund einen Kreis auf der Fläche rund um den Zugang. Eine Kuppel wird hier entstehen. “Wir werden die meiste unserer Zeit hier verbringen” – sagt er – “und gegen diese Ungerechtigkeit demonstrieren.”
Wenige Stunden vor dem Einschlag der Hitzewelle ist es soweit, wir begeben uns nach und nach in den unterirdischen Tunnel. Die erste Person stellt sich auf eine Plattform im gegrabenen Loch. Und fährt dann mit einer rasanten Geschwindigkeit nach unten! Die nächste Person folgt. Ich bin nun als Dritte dran. Ich stelle mich auf die Plattform und zweifle daran, ob ich mit meiner größeren Statur durchkomme. Die Anderen sind deutlich schlanker als ich. Für mich scheint der Aufzug zu eng. Die Plattform fährt los und ich bleibe gleich am Anfang stecken! Aus eigener Kraft zwänge ich mich Stück für Stück zwischen abgerundete Metallstangen. Es tut weh und es geht zu langsam voran. Ich schaue besorgt nach oben zu meinen Freunden. Meinetwegen können sie den Aufzug nicht benutzen. Ein Blick nach unten offenbart, wie der Tunnel deutlich breiter wird und in wenigen Metern ist ein Spalt der es mir erlaubt auf die äußere Seite der Stangen zu wechseln. Ich klettere dort weiter.
“Macht weiter!” – rufe ich nach oben. Kurze Zeit später rast der Aufzug an mir wieder vorbei. Werde ich es schaffen? Ich schaue wieder nach unten, ich kann den Eingang schon deutlich erkennen. Und die riesige Unterirdische Kugel, zu der es führt. Ich sehe nur ihre äußere Wand aus dem Felsen über einer unterirdischen Schlucht herausragen. Es ist eine riesige unterirdische Höhle. Künstliche Lichter machen alles gut sichtbar. Die künstliche rundliche Wand scheint echter Hightech, eine derartige Konstruktion habe ich nie zuvor gesehen. Der Aufzug rast ein paar mehr an mir vorbei bis ich schließlich eine Andockschleuse erreiche die den Aufzug mit der Konstruktion verbindet. Sie kommt mir bekannt vor aus einem anderen Abenteuer und ich finde entsprechend schnell eine möglichkeit, um sie von außen zu betreten. Ich kraule in den geschützten Komplex auf allen vieren durch einen schmalen Gang. Und staune während ich aufstehe. “Wow, das ist alles deutlich größer als ich es mir vorgestellte.” Wie eine unterirdische Kleinstadt. Mein natürlicher Körper wacht auf.

Es macht mich traurig, welche Zukunft wir uns und anderen Lebewesen hier derzeit erschaffen. Es ist Zeit aufzustehen und sich in lokalen Gruppen zu engagieren!

Facebooktwitterredditpinterestlinkedinmail

Schreibe einen Kommentar